RealUnit: Investitionsmöglichkeit für Prepper?

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Screenshot Website RealUnit. Copyright RealUnit

Die RealUnit Schweiz AG wirbt derzeit in Zeitschriften mittels Inseraten um die Gunst der Investoren. Die RealUnit will Anlagemöglichkeiten bieten die besonders sicher seien und auch Krisenzeiten standhalten sollen. Ziel soll es sein das eigene Vermögen vor Wertverlust aufgrund Inflation und tiefen Zinsen zu schützen. Doch was macht RealUnit genau und ist es seriös? Wir haben genauer hingeschaut:

Inserat von RealUnit in der Zeitschrift K-Tipp

Wer steckt hinter RealUnit?

Die RealUnit wurde von Karl Reichmuth gegründet einem erfolgreichen Privatbankier der auch die Luzerner Privatbank Reichmuth & Co gegründet hat. Reichmuth hat mehrfach in der Öffentlichkeit das heutige Finanzsystem kritisiert. Dabei sieht Reichmuth die zunehmende Abkoppelung von Realer Wirtschaft und Währungen sowie die überbordende Staatsverschuldung als Gefahr. Zudem hat sich Karl Reichmuth in der Vergangenheit mehrmals sehr positiv zur Blockchain Technologie geäussert.
Reichmuth hat mehrere Bücher veröffentlicht in denen er verschiedene Finanzthemen aufgreift.

Die Geschäftsleitung besteht vornehmlich aus Persönlichkeiten aus der Schweizer Bankenszene. Einige Personen sind in der Vergangenheit als Verfechter der Blockchain und Kryptowährungen aufgetreten.

Im Beirat sitzt unter anderem der renommierte Schweizer Kult-Ökonom Beat Kappeler.

Was will RealUnit erreichen?

In Zeiten von Inflation und Null- oder Minuszinsen verlieren Währungen bzw. Sparvermögen automatisch an Kaufkraft. Zudem zeigen Ausnahmesituationen wie die Bankenkrise von 2008 wie schnell das etablierte Finanzsystem ins wanken kommen kann.
RealUnit will diese Nachteile und Risiken entschärfen. So will die Firma gewissermassen einen Inflationsschutz bieten. Dabei investiert RealUnit in verschiedene Assets wie Edelmetalle, Aktien etc. Investoren können sich direkt an der Firma beteiligen und so von einem allfälligen Erfolg profitieren. Dabei wählt RealUnit eine sehr defensive Strategie. In den letzten drei Jahren hat gemäss eigenen Angaben für den Anleger eine Rendite von 1.6% heraus geschaut.

Wie funktioniert RealUnit?

RealUnit hat Ähnlichkeiten mit Dagobert Duck. Die bekannte Ente hat bekanntlich ihr grosses Vermögen in einem Geldspeicher gelagert und auf ein Bankkonto verzichtet. RealUnit funktioniert ähnlich. Die Firma besitzt ein Vermögen aus Edelmetallen und Devisen welche physisch vorgehaltenen werden und Aktien, Kryptowährungen etc. Die Firma hält grosse Teile ausserhalb des Bankensystems um in einem massiven Krisenfall weiterhin auf die Assets zugreifen zu können. RealUnit hat keine in Stein gemeisstelte Bandbreiten der Anlagekategorien und passt nach eigenen Angaben seine Strategie im Bedarfsfall immer wieder an. Investoren können mittels Aktienkauf oder Ethereum Token an der Firma partizipieren. Der Wert der Aktien bzw. des Tokens soll entsprechend dem Geschäftsgang und dem Firmenkapital wachsen.

Investieren bei RealUnit

Die RealUnit bietet überraschenderweise keine Fonds an welche gezeichnet werden können. Ein Investment ist über eine Beteiligung am Unternehmen RealUnit möglich. Die RealUnit ist als Aktiengesellschaft an der Schweizer Nebenbörse BX Swiss kotiert, welche der Börse Stuttgart gehört. Investoren können also mit dem Kauf von Aktien partizipieren.
Alternativ können Aktien-Token basierend auf dem ERC-20-Standard auf der Ethereum-Blockchain erstanden werden.
Mit der Option mittels Krypto-Token zu investieren bleibt RealUnit seinem Credo treu, möglichst ausserhalb des Bankensystems tätig zu sein. Auf der anderen Seite ist diese Investitionsart innovativ. Jedoch ist die Technologie noch sehr jung.
Für ein Investment bei RealUnit gibt es keinen Mindestbetrag.

An der RealUnit kann auch mittels Ethereum Token investiert werden. Symbolbild.

In welche Assets investiert RealUnit?

RealUnit investiert in verschiedene Assets. Dabei werden rund 50% ausserhalb des Bankensystems gehalten. Mit diesem Schritt will RealUnit auch in einem ausserordentlichen Krisenfall auf die Assets zugreifen können. So sind beispielsweise Edelmetalle und Devisen in Schweizer Franken physisch vorhanden und werden in sicheren Lagerstätten in der Schweiz verwahrt.

Aktuell hält die RealUnit folgende Assets:

  • Physische Edelmetalle wie Gold, Silber etc. (40%, physisch)
  • Unternehmensbeteiligungen bzw. Aktien (37%)
  • Devisen in Schweizer Franken (18%, physisch)
  • Nominelle Anlagen (3%)
  • Kryptowährungen (2%)
RealUnit: Die Asset Alocation beinhaltet auch Edelmetalle (Symbolbild)

Im Bereich der Aktien wird auf – aus Sicht RealUnit – besonders krisenresistente Firmen gesetzt, die eine gesunde Bewertung aufweisen und eine beständige Dividendenpolitik verfolgen. Die grösste Position gemäss letztem Halbjahresbericht ist die WWZ AG, einem Versorgungsunternehmen aus Zug. Weitere grosse Positionen sind Roche und Novartis sowie der Zementhersteller LafargeHolcim.
Über sämtliche Assets werden maximal 30% im Ausland investiert.

Fazit

RealUnit bietet eine nicht ganz alltägliche Investmentform. Hinter der Firma stecken ausgewiesene Fachpersonen aus der Schweizer Bankenbranche sowie bekannte Gesichter aus Lehre und Forschung. Einige dieser Personen haben sich bereits mehrfach öffentlich als Kritiker des aktuellen Finanzsystems geäussert. Dabei werden auch Schreckensgespenster an die Wald gemalt um für die eigene Firma zu werben. So sagt Karl Reichmuth in einem Interview in der «Finanz und Wirtschaft» dass es zu sozialen Unruhen kommen werde ohne Finanzlösungen wie RealUnit.
Doch losgelöst von aller Polemik stellt sich die Frage, für wen ein Investment bei RealUnit sinnvoll sein kann? Eine erwartete Rendite von 1.6% ist keine Rakete. Kleinsparer dürften bereits mit defensiven Anlagen mit relativ wenig Risiko mehr Rendite einfahren. Zudem dürften im Bereich der Kleinsparer Themen wie Säule 3a ebenso interessant sein, da hier auch Steuereffekte greifen.
Ist RealUnit also eher was für Prepper? Also Leute, die sich auf schwierige Zeiten mit grossen Verwerfungen im heutigen Finanzsystem einstellen und deshalb anders vorsorgen? Irgendwie schon, denn mit der defensiven Anlagepolitik und der Tatsache, dass grosse Vermögensteile physische gelagert werden fährt RealUnit eine ausgeprägte Vorsichtstrategie.
Wer nicht damit rechnet, dass es demnächst zur Katastrophe kommt, der wird mit anderen Anlagestrategien relativ einfach eine höhere Rendite erzielen können als 1.6% p.a. Das könnte beispielsweise mit Säule 3a Gelder sein die angelegt werden. Oder mit einem breit diversifizierten ETF.
Unter dem Strich ist RealUnit ein Farbtupfer im Schweizer Investment-Ökosystem. Vor einem allfälligen Investment lohnt es sich, sich genau zu informieren und auch Alternativen zu prüfen.

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